Zu dieser Initiative
Ich habe Ihre Website gründlich angesehen und bin mit allen Inhalten sehr einverstanden.
Das Hauptproblem ist tatsächlich, dass wir an "Natur" heute mit völlig unterschiedlichen und teilweise entgegengesetzten Konzepten herantreten. Da bestehen nebeneinander her (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) folgende Natur-Ideale:
1) die traditionelle extensiv genutzte Agrarlandschaft, die zwar sowohl für den Förster wie für die Bauern unproduktiv ist, aber äußerst reich an (meist alt-eingewanderten) Blütenpflanzen, und damit auch an Gliedertieren. Diese zu erhalten und ggf. wiederherzustellen stellt bis heute das oft uneingestandene Hauptziel des Naturschutzes dar.
2) Der Försterwald als Altersklassenwald oft standortfremder Arten und hoher forstlicher Produktivität.
3) Der "Urwald" (Primärwald), der zwar heute bei uns nicht mehr existiert, aber sehr langfristig näherungsweise wiederhergestellt werden könnte.
Dementsprechend resultieren unterschiedliche Anforderungen an den Umgang mit der Vegetation:
1) Sukzession durch Materialentnahme in einem als optimal empfundenen artenreichen Stadium aufhalten. Motto: "Schützen durch Pflege".
2) Durch Anpflanzen von wuchsstarken Baumarten (Motto: "Wir machen den Wald klimaresistent")
3) Durch "Nichtstun", Motto: "Den Wald wachsen lassen".
Ihren Ansatz der Schaffung von Sichtachsen würde ich einem wichtigen Nebenzweig der traditionellen Naturschutzbewegung zuordnen: dem ästhetischen (und erwachsenenpädagogischen) Blick auf das Bild der Gesamtlandschaft. Die Schaffung von Sichtachsen ist ganz besonders auch für die Anlage Englischer Gärten im 18. und 19. Jhdt wichtig geworden. Ich halte diesen Zugang für ausgesprochen wichtig. Ohne "Aussichtspunkte" wird ein großes Waldgebiet für die meisten Besucher eher langweilig wirken.
Prof. Dr. Klaus-Dieter Hupke
